Klimawandel in Friedrichshafen
Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Auch bei uns am Bodensee und damit in Friedrichshafen führt die globale Klimaveränderung zu höheren Temperaturen, unsteten Niederschlägen und stärkeren Unwettern mit erheblichen Auswirkungen auf Mensch und Natur, Land- und Forstwirtschaft.
Extremwetterlagen
Im Zuge zunehmender Jahresdurchschnittstemperaturen nehmen auch Extremwetterlagen in der Region zu. Die Anzahl der Heißen Tage – an denen die Tageshöchsttemperatur 30 Grad Celsius erreicht oder überschreitet – hat sich in Friedrichshafen in den letzten 20 Jahren annähernd verdoppelt.
Wärmeinseln
Die Wärmebelastung im Stadtgebiet Friedrichshafen wird unter anderem durch einen erhöhten Anteil versiegelter Flächen sowie einen Mangel an klimatisch relevanten Grün-, Frei- und Wasserflächen gesteigert. Dieser Effekt ist bekannt als städtischer Wärmeinseleffekt.
Aufgrund der klimatischen Veränderungen im Zusammenspiel mit diesem Effekt entstehen in vielen Bereichen der Stadt in den Sommermonaten Wärmeinseln, die das Wohlbefinden und die Gesundheit der Stadtbevölkerung belasten. Dabei wirkt in den Sommermonaten auch der Bodensee nicht ausgleichend, wenn sich das Oberflächenwasser über 20 Grad Celsius erwärmt hat.
Bilanz 2020/2021
2020 war eines der wärmsten Jahre seit Beginn der Industrialisierung. Januar, Mai und September 2020 waren die wärmsten Monate im globalen Mittel seit Beginn der Temperaturaufzeichnung. Bis Ende 2020 ist die Jahresmitteltemperatur um über 1,5 Grad Celsius angestiegen.
- Im Jahresdurchschnitt 1,3 Grad Celsius wärmer
- Temperaturanstieg im Südwesten Deutschlands um 1,5 bis 2 Grad Celsius
- Im September 2020 2,2 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel
- Weitere Zunahme der Wüstentage ab 35 Grad Celsius und große Temperatursprünge um 10 bis 15 Grad Celsius
(Quelle: Wetterwarte Süd, Bad Schussenried, 8. Oktober 2020)
Die Bilanz des Sommers 2021 fällt ebenfalls eindeutig aus: „Der Sommer war zu nass, aber mit durchschnittlich 17,4 Grad dennoch auch zu warm. Das sind zwar 1,1 Grad weniger als im vergangenen Jahr, aber eben immer noch 1,2 Grad über dem Mittelwert des Referenzzeitraums zwischen 1961 und 1990“, so Regio-Wetterexperte Roland Roth von der Wetterstation Bad Waldsee im Interview mit Cornelia Meyer für die Schwäbische Zeitung.
„Kein Sommer bislang stand so deutlich im Zeichen des Klimawandels wie der Sommer dieses Jahr.“
(Quelle: Printausgabe Bodenseekreis vom 3. September 2021)
Prognosen
Die heute schon erkennbaren Trends werden sich fortsetzen. Für die kommenden Jahrzehnte werden neben der allgemeinen Erwärmung vor allem häufigere Extremereignisse wie Hitze- und Trockenperioden, Starkregen, Hagelschläge und Hochwasser erwartet.
Diese Veränderungen werden sich in der auf Sonderkulturen basierenden Landwirtschaft genauso bemerkbar machen wie beispielsweise im Rahmen erhöhter Anforderungen an die Stadtentwässerung zur Vermeidung von ungereinigtem Abwassereintrag aus Regenüberläufen in den Bodensee.
Gemäß dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) wird sich die Zahl der Heißen Tage in Friedrichshafen in den nächsten Jahrzehnten – je nach Klimaszenario – nochmals mehr als verdoppeln. (Quelle: PIK, Internetprotal: KlimafolgenOnline)
Auch die Niederschlagsverteilung wird sich weiter verändern. Tendenziell werden der Sommerniederschlag ab- und der Winterniederschlag zunehmen, sodass die Sommerhalbjahre trockener und die Winterhalbjahre feuchter werden. Starkniederschlagsereignisse werden häufiger und die Regenmengen während dieser Ereignisse werden zunehmen.
Auswirkungen
Boden, Wasser, Luft und biologische Vielfalt bilden unsere natürlichen Lebensgrundlagen und sind somit für das menschliche Leben, die gesellschaftliche Entwicklung sowie eine funktionierende Wirtschaft wesentlich.
Bereits heute sind diese Lebensgrundlagen stark beeinträchtigt und teilweise geschädigt, was sich durch den Klimawandel weiter verschärfen wird. Eine hohe Widerstandsfähigkeit der natürlichen Lebensgrundlagen gegenüber den Folgen des Klimawandels kann nur erreicht werden, wenn diese sich dauerhaft selbst regulieren können. Maßnahmen zur Förderung und zum Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen tragen dazu bei, die Widerstandsfähigkeit der natürlichen Systeme zu erhalten und zu stärken.
Um sich auf die absehbaren klimatischen Veränderungen vorzubereiten und sich daran anzupassen, hat das Amt für Stadtplanung und Umwelt mit Fördermitteln aus der Nationalen Klimaschutzinitiative des Bundesumweltministeriums innerhalb der letzten drei Jahre ein Klimaanpassungskonzept erarbeitet.