Donnerstag, 13. Juni 2024

Anne-Frank-Woche im Schulmuseum

Zum Gedenken an die Opfer des Nazi-Regimes und zur Auseinandersetzung mit Verfolgung und Ausgrenzung ruft alljährlich das Anne-Frank-Zentrum Berlin auf.
Jugendliche lesen Blätter, auf denen antijüdische Gesetze aus der Zeit nach 1933.
Jugendliche setzen sich im Rahmen der Anne-Frank-Woche mit den antijüdischen Gesetzen der Nationalsozialisten auseinander. Foto: Schulmuseum Friedrichshafen.

Bereits zum zweiten Mal seit 2023 haben sich mehr als 70 Schülerinnen und Schüler aus Friedrichshafen mit der antisemitischen Verfolgung und Zeitzeugeninterviews beschäftigt. Jonathan Aichroth, Lehrer an der Gemeinschaftsschule Graf Soden, und die Historikerin Karin Oelfke betreuten in der Woche zwischen dem 10. und dem 14. Juni die jungen Menschen.

Der Geburtstag des Frankfurter Mädchen Anne Frank fällt auf den 12. Juni. Anlass, um dieses Datum herum  die Anne-Frank-Woche als Auseinandersetzung mit der Geschichte zu gestalten. Ihr weltberühmtes Tagebuch aus dem Amsterdamer Versteck schildert die Grauen des Antisemitismus und der Verfolgung aus der Sicht einer Schülerin. 1945 wurde die 15jährige Anne Frank im KZ Bergen-Belsen ermordet.

Den Aufruf des Anne-Frank-Zentrums und der Initiative Demokratie leben! im Bodenseekreis nahm das Schulmuseum 2023 zum Anlass, eine Unterrichtseinheit zum Thema zu entwickeln, die jungen Menschen die Konsequenzen von Ideologie und Ausgrenzung nachvollziehbar machen und die Frage nach der Verantwortung aus der Geschichte zu diskutieren. Zig Blätter füllen die Gesetze gegen Jüdinnen und Juden, die die Nationalsozialisten ab 1933 erließen. Zunächst waren die Schülerinnen und Schüler aufgefordert, diese Blätter mit den Verordnungen und Gesetzen in eine historische Reihenfolge zu bringen. Der Effekt: zu merken, wie aus heutiger Sicht absurd und umfassend die rassistische Ausgrenzung wirkte. Kein Kinobesuch, kein Schulalltag, keine Haustiere, keine Seife, kein Spielen auf der Straße… die Liste lässt sich fast unendlich erweitern, was Jüdinnen und Juden mehr und mehr verboten wurde.

Im Anschluss werteten die Jugendlichen Interviews mit Jüdinnen und Juden aus Nürnberg, die den Holocaust überlebt hatten, aus. Ihre Berichte über die Wirkung der Reichsparteitage in ihrer Heimatstadt, über die Ausgrenzung in der Schule, über das Verbot ins Café oder Theater zu gehen, machten konkret, was der Naziterror in ihrem Alltag auslöste und welche gewalttätigen Übergriffe von Gleichaltrigen sie oftmals erleiden mussten.

“Die Schülerinnen und Schüler waren sehr berührt davon, was es konkret bedeutet, so umfassend und konsequent vom Alltag ausgeschlossen zu werden”, zieht Karin Oelfke ein positives Fazit, “vor allem die umfangreiche Sammlung der ausgrenzenden Verbote und ihre Absurdität haben Wirkung gezeigt auf die Jugendlichen.” 

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