Vortrag über den Schriftsteller Joseph Eberle
Der Singener Historiker Sebastian Hausendorf stellt an diesem Abend den Lebensweg und die Einstellungen des in Ailingen geborenen Joseph Eberle (1884 bis 1947) dar.
Eberle gehörte in den 1920er und 1930er Jahren zu den bekanntesten deutschsprachigen katholischen Publizisten und meinte, im Antisemitismus einen wirksamen und notwendigen Schutz des Christentums gegen die Übel der Moderne zu erkennen.
Im katholischen Lager tat Eberle sich dabei als einer der geistigen Brandstifter eines Antisemitismus hervor, dessen Folgen er schlicht nicht abschätzte und auch nach 1945 nicht reflektierte.
Nach dem Studium der Theologie in Tübingen, Freiburg und Straßburg begann Joseph Eberle seine journalistische Karriere 1913 in Wien bei einem konservativen katholischen Blatt. Durch die Veröffentlichung eigener Bücher kam er auf den Geschmack, als Publizist selbstständiger zu werden: Ab 1918 fungierte er als Herausgeber einer reaktionären Zeitung, die er 1925 verließ, um ein noch radikaleres Blatt zu gründen.
Sein Ziel war die Schaffung einer katholischen Kulturfront, die das christliche Abendland gegen Demokratie, Pluralismus, Sozialdemokratie, Kommunismus und vor allem „jüdisches Denken“ verteidigen sollte. Die Nationalsozialisten nahmen ihn dennoch in Haft, auch wenn er gewisse Ansätze mit ihnen teilte. Er überlebte den Krieg, war sich aber keiner Schuld bewusst, inwieweit auch seine Zeitungspamphlete mithalfen, das geistige Klima der Zeit zu vergiften.
Der Eintritt zum Vortrag von Sebastian Hausendorf ist kostenlos.