Stadt treibt mit LoRaWAN Smart-City-Projekt voran

Das LoRaWAN-Projekt in Friedrichshafen war Anfang April Anlass für einen Besuch von Stefan Krebs, Ministerialdirektor und Beauftragter der Landesregierung für Informationstechnologie. Das Land Baden-Württemberg fördert das Projekt im Rahmen des „Smart City LoRaWAN Integration Labs@BW“-Programms mit rund 63.000 Euro, damit werden rund 50 Prozent der Projektkosten bezuschusst.
„Was Friedrichshafen hier geleistet hat, ist überzeugend“, betonte Stefan Krebs bei seinem Informationsbesuch. „Die Anwendungen sind durchdacht, innovativ und haben echten Vorbildcharakter für andere Kommunen. Und gerade der Know-how-Transfer und der Austausch mit anderen Städten und Gemeinden ist ja auch Sinn und Zweck der Landesförderung.“
Neben dem Aufbau eines LoRaWAN-Netzwerks mit sechs stationären Gateways im ganzen Stadtgebiet, also Knotenpunkten in der Netzwerkkommunikation, hat die Stadt Friedrichshafen beispielsweise das Monitoring von mehr als 20 Rettungszufahrten mithilfe von KI-gestützten Kamera-Sensoren als konkreten Anwendungsfall für die neue Technik identifiziert: Im vergangenen Jahr bekamen fast 300 Falschparker in Rettungszufahrten einen Strafzettel von der Stadt.
LoRaWAN und KI-Kamera-Sensoren liefern wertvolle Daten
Für das Monitoring solcher Rettungszufahrten wurden im Stadtgebiet im ersten Schritt ausgewählte Rettungszufahrten bei Kitas, Altenheimen, Hochhäusern oder auch Rettungswege Richtung Ufer mit Kamerasensoren ausgestattet: Wird ein Fahrzeug im Sensorbereich festgestellt, dann wird eine Meldung ausgelöst und mittels LoRaWAN an die zuständige Stelle übermittelt. Dabei verlassen weder Bilddaten noch andere personenbezogene Informationen den Sensor, es wird nur der durch Künstliche Intelligenz ermittelte Belegungszustand weitergeleitet. „So können wir ganz gezielt kontrollieren und dafür sorgen, dass Rettungszufahrten auch frei bleiben und nicht erst frei geräumt werden müssen, wenn bei Bedarf Krankenwagen oder Feuerwehr nicht durchkommen“, so Bürgermeister Dieter Stauber. „Die neue Technik hilft uns also mit überschaubarem technischem und personellem Aufwand, dass im Notfall keine wertvolle Zeit verloren geht, erhöht damit die Sicherheit – und zugleich wird der Datenschutz berücksichtigt.“
Bewegliche Dinge, die an ihrem Platz bleiben sollen
Als weitere Anwendung wurde beim Besuch von Stefan Krebs das Überwachen von Rettungsringen vorgestellt: Durch das Monitoring der Standorte von Rettungsringen am Seeufer soll sichergestellt werden, dass diese auch verfügbar also tatsächlich einsatzbereit vor Ort sind – und nicht gerade dann fehlen, wenn sie gebraucht werden. Auch die Standorte und die Nutzung von mobilen Sitzgelegenheiten im Stadtgebiet können so überwacht werden. „Liegt ein Rettungsring ein Stück weiter im Busch oder ein Stuhl wandert weiter weg als gedacht, können wir den Standort ganz einfach ermitteln und die Dinge wieder an ihren Platz bringen“, erläuterte Ralph Erhardt, Leiter des Amtes für Digitalisierung, Smart City und Informationstechnik.
Zudem wird in Friedrichshafen untersucht, wie mobile LoRaWAN-Gateways in städtischen Fahrzeugen zur Verbesserung der Netzabdeckung eingesetzt werden können. Mit solchen mobilen LoRaWAN-Gateways kann aber auch im Vorbeifahren geprüft werden, ob zum Beispiel der Ladezustand einer elektrischen Tempo-Smiley-Anzeige noch ausreichend ist.
LoRaWAN-Netzwerke kommen auch beim autonomen Fahren zum Einsatz. Daher stand beim Besuch von Stefan Krebs eine Fahrt mit dem autonomen Bus durch Friedrichshafen auf dem Programm. Mit dem RABus-Projekt (Reallabor für automatisierten Busbetrieb) werden nicht nur Erfahrungen mit dem autonomen Fahren auf öffentlichen Straßen gesammelt, sondern auch die Sicherheit und Akzeptanz sowie die Anwendungsmöglichkeiten im öffentlichen Nahverkehr untersucht.
Digitalisierungsprojekt mit starken Partnern
Das LoRaWAN-Projekt wurde innerhalb der Stadtverwaltung mit dem Amt für Digitalisierung, Smart City und Informationstechnik, dem Amt für Bürgerservice, Sicherheit und Ordnung sowie dem Rechtsamt umgesetzt. Bei der Umsetzung des Projekts wurde die Stadt Friedrichshafen unterstützt von den Projektpartnern Fraunhofer IAO, Fichtner IT und citysense.
Was ist LoRaWAN?
LoRaWAN (Long Range Wide Area Network) ist eine Funktechnologie, die speziell für drahtlose Verbindungen von batteriegetriebenen Geräten über große Entfernungen konzipiert wurde. Im Gegensatz zu anderen Funktechnologien, wie etwa Mobilfunk, zeichnet sich LoRaWAN durch einen besonders geringen Energieverbrauch und eine hohe Reichweite aus. Dabei eignet es sich ideal für die Übertragung kleiner Datenmengen, wie sie beispielsweise bei Sensoren im „Smart Home“ (wie das Auslesen von Wasser oder Stromzählern) oder in der „Smart City“ (wie etwa die Optimierung der Straßenbeleuchtung), dem Umweltmonitoring (Luftqualität) oder der Industrie 4.0 („Predictive Maintenance“, also vorausschauende Wartung) anfallen.