Spätes Erinnern an einen Verfolgten

Mehr als 150 Interessierte kamen mit und ohne Blumen zur Verlegung des zweiten Stolpersteins für Friedrichshafen am Freitag, 21. Februar in die Allmandstraße. Der goldschimmernde Stein wurde vor der Allmandstraße 42 verlegt. Hier hatte Alfons Schmidberger gewohnt, bevor ihn die Nationalsozialisten wegen seiner Homosexualität nach § 175 verurteilten und zwischen 1939 und 1942 in verschiedene KZ Konzentrationslager inhaftierten. Er starb 1946 in sowjetischer Kriegsgefangenschaft, nachdem er noch zur Wehrmacht eingezogen worden war.
Gunter Demnig, der Künstler „hinter den Stolpersteinen“, wie es auf seiner Webseite heißt, war selbst angereist, um den Stein zu setzen. Keine großen Worte, nur hier und da ein Gespräch, die Maurerarbeit, und dann reiste er schon zu nächsten Verlegestelle eines Stolpersteins.
Oberbürgermeister Simon Blümcke erinnerte daran, dass auch heute die Transmenschen und auch die Homosexuellen nicht überall sicher sein können.
Thomas Kliebenschedel ist einer der Initiatoren für diesen und vielleicht auch noch für weitere Stolpersteine für Friedrichshafen und in der Bodenseeregion. Er, der sich intensiv mit der Häfler NS-Geschichte beschäftigt, erinnerte in dieser halben Stunde unter freiem Himmel an das Leben und Leiden Alfons Schmidbergers.
Zwei Schüler – Aaron Sternagel und Johannes Harder – sprachen aus der Sicht ihrer Generation, für die die Zeit des Nationalsozialismus weit weg ist, die aber die Verantwortung aufnehmen, für Toleranz und Frieden einzustehen.
Was die Nationalsozialisten an der Homosexualität im Speziellen störte und welche Bedeutung und welchen Sinn das Erinnern an sich haben, erläuterte abschließend Friederike Lutz, Leiterin des Schulmuseums Friedrichshafen.
Dass mit diesem Akt des Stolpersteinsetzens nicht Schluss ist, stellte der Organisator der Veranstalter und Leiter der vhs FN, Detlev Maaß, konkret vor. Die nächsten Termine rund um dieses Thema stehen bereits.
Info: Am Sonntag, 9. März, 13 Uhr bietet die vhs Friedrichshafen einen Rundgang mit einer Führung auf dem geplanten Erinnerungspfad am Raketentestzentrum an. Treffpunkt ist am Entsorgungszentrum in Weiherberg in Raderach.