Schätze im Stadtarchiv
„Wir kümmern uns darum, dass etwas bleibt und auch künftigen Generationen zur Verfügung steht. Daher sind wir sozusagen ‚Schatzwächter‘“, sagt Jenny Krez. Man merkt, dass ihr die Arbeit Freunde macht, der sie seit September 2022 im Stadtarchiv nachgeht.
Die Historikerin erzählt, dass viele Menschen ein veraltetes Bild von dieser Tätigkeit haben. Häufig denkt man beim Archiv an verstaubte Akten, die in Regalen stehen und in das kaum Menschen kommen. Doch der Alltag sieht ganz anders aus.
Für sie ist die Arbeit im Stadtarchiv sehr vielseitig und interessant: „Ich habe mit vielen Menschen Kontakt, zum Teil persönlich aber auch telefonisch. Viele Schülerinnen und Schüler fragen zum Beispiel an, wenn sie Informationen für Referate benötigen. Andere Bürger kommen einfach vorbei und legen uns Nachlässe, bestehend aus Papieren, Urkunden, Fotos oder teils sehr kuriosen Gegenständen auf den Schreibtisch, damit wir diese bewahren können“.
So befinden sich seit Neugründung des Stadtarchives 1985 mittlerweile 60 bis 80 Aktenbestände im Magazin, die sich aus privaten Nachlässen und zum Großteil aus städtischen Unterlagen bilden.
Auf die Frage, welche besonderen Dinge im Archiv einen Platz gefunden hat, nennt sie einen Kindergrabstein aus dem 5. Jahrhundert oder Kanonenkugeln aus dem 30-jährigen Krieg. Archiviert wurden aber auch Flugblätter von Pfarrer Mohr, Stadtpläne aus den 30iger Jahren sowie eine Akte vom Häfler Kakteenhaus der 50iger Jahre.
Im Stadtarchiv werden aber nicht nur Dinge aufbewahrt, es werden auch Ausstellungen und Events organisiert, um die Geschichte nach außen präsentieren zu können. Derzeit bereitet Jenny Krez beispielsweise eine kleine Ausstellung zum Fassadenmaler August Brandes vor, der unter anderem das Rathaus vor dem Zweiten Weltkrieg kunstvoll verziert hatte. Dadurch soll eine Facette der Stadt gezeigt, die vielleicht weniger bekannt ist.
Ein besonderes Anliegen ist es der Archivarin auch, jüngere Menschen für die Geschichte Friedrichshafens zu begeistern und eine Brücke zwischen damals und heute zu schlagen. „Die Arbeit im Stadtarchiv ist abwechslungsreich. Kein Tag ist wie der andere“, sagt sie. „Und wir haben die Möglichkeit den Menschen zu zeigen, dass die Geschichte der Stadt genauso spannend und vielseitig ist.“
Genau diese besondere Geschichte wird unter anderem im ‚Friedrichshafener Jahrbuch‘ beschrieben. Nach einer pandemiebedingten Verzögerung wird ein weiterer Band in diesem Jahr erscheinen.
Zum Stadtarchiv gehört auch die Bodenseebibliothek. Seit 1986 ist sie in der Katharinenstraße 55 (Max-Grünbeck-Haus) untergebracht und sammelt bis heute aktuelle und historische Literatur über die Bodenseeregion.