OB Brand: Große Verabschiedung am letzten Arbeitstag
Rund 1.300 Gäste kamen, um sich nach 15 Jahren Amtszeit von Andreas Brand als Oberbürgermeister zu verabschieden und ihm – zumindest in dieser Funktion – ein letztes Mal auf dem roten Teppich vor dem Hugo-Eckener-Saal die Hand zu schütteln. Unter den Gästen aus Politik, Verwaltungen und Behörden, Unternehmen, Wirtschaft, Handwerk und Handel, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern waren auch zahlreiche Häflerinnen und Häfler, die nach dem offiziellen Teil die Zeit für den Austausch und Gespräche im Foyer nutzten.
OB Andreas Brand blickt zurück und nach vorne
In seiner Rede zeigte sich Andreas Brand tief bewegt und gerührt und nutzte die Gelegenheit vor allem, um Danke zu sagen: „Heute hier zu stehen, ist für mich unverändert etwas Besonderes. Und ich empfinde Dankbarkeit für die letzten 15 Jahre. Danke an Sie, die mich in den vergangenen 15 Jahren unterstützt und getragen haben in meiner Arbeit für unser Friedrichshafen und seine Ortschaften. Ihre Aufgeschlossenheit, Ihre Freundlichkeit, Ihre Zugewandtheit und Ihr Vertrauen.“
Auch wenn er mit Stolz und Dankbarkeit zurückblicke, betonte Brand: „Ja, und wie das so ist mit einer Stadt: Sie ist nie fertig. Einige Dinge blieben offen oder sind gescheitert an ganz unterschiedlichen Widerständen. Und manches geht auch nicht in dem Tempo, das wir uns oft wünschen. Manchmal haben wir uns verhakt, standen uns auch mal selbst im Wege. Auch damit gilt es umzugehen und gemeinsam weiter nach guten Lösungen und Wegen zu suchen.“ Nachdenklich, aber auch zuversichtlich blickte er auf das Klinikum und die Entwicklung der letzten Monate: „Wir haben aber immer versucht, in dieser schwierigen Zeit dennoch wohl überlegt, mit ruhiger Hand und klarem Blick nach vorne zu entscheiden und zu handeln. Wir wollen und werden das Klinikum wieder auf einen guten Weg bringen. Die Weichen dafür wurden die letzten Wochen und Monate mit der notwendigen Sorgfalt gestellt. Jetzt geht es darum, dass sich das Haus wieder stabilisiert, die Sanierung vorankommt, die Verluste abgebaut werden und – ganz wichtig – Vertrauen zurückkehrt.“
Mit Blick auf ZF und die aktuelle Lage Automobil- und Zulieferindustrie betonte Brand: „Nur gemeinsam, mit einem gemeinsam getragenen Willen, können gute Ideen und klare Pläne ins Ziel gebracht werden. Vorstand, Betriebsrat und Aufsichtsrat müssen und werden dafür gemeinsam in den nächsten Wochen die Voraussetzungen schaffen.“
Prägend und von besonderer Bedeutung sei für Brand die Arbeit für und die Auseinandersetzung um die Zeppelin-Stiftung gewesen: „Die Stiftung dort zu lassen, wo sie hingehört, bei den Bürgerinnen und Bürgern, das hat mich angespornt und motiviert.“
Seinem Nachfolger Simon Blümcke wünschte Brand einen guten und erfolgreichen Start am 1. Dezember in die neue Aufgabe: „Mit Deiner Leidenschaft, mit Deiner Kompetenz, mit Deinem Können.“
Fabian Müller: „Andreas Brand war mit Leib und Seele Oberbürgermeister“
Erster Bürgermeister Fabian Müller nutzte in seiner Abschiedsrede im Namen der Stadt Friedrichshafen die Gelegenheit, auf wichtige Erfolge sowie an prägende Ereignisse und Themen zu erinnern – und stellte voran: „Andreas Brand war von 2009 bis heute, seinem letzten Arbeitstag, mit Leib und Seele Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen. Er setzte sich unermüdlich ein für die Stadt Friedrichshafen und die Zeppelin-Stiftung, die ihm mit ihren Stiftungsunternehmen ganz besonders am Herzen lag.“
Müller ging auf wichtige Erfolge Brands ein: Vom Neubau des Frei- und Seebades Fischbach und der Befriedung eines jahrelangen Konfliktes, der die Stadt zu spalten drohte, über den Neubau des Sportbads, den unermüdlichen Einsatz für die B 31 neu und die Elektrifizierung der Südbahn. Außerdem verwies er auf den verbesserten Stadtverkehr mit mehr Bussen und besserem Takt, den Neubau von Sporthallen in Fischbach, Kluftern und Ailingen, aber auch auf den stetigen Ausbau der Kinderbetreuung mit jährlich ein bis zwei neuen Kindergärten. „Am Wohnungsmarkt entstanden seit Beginn seiner Amtszeit 2009 jährlich rund 300 Wohnungen. Wichtig war Andreas Brand dabei vor allem, dass auch bezahlbarer Wohnraum entsteht“, so Müller.
Wichtig sei ihm auch der Einsatz fürs Klima gewesen und dass die Stadt eine Vorreiterrolle einnehme. Brand habe dafür eine einprägsame Formel gefunden: „100 Euro pro Jahr und Bürger – das sind jährlich rund 6 Millionen Euro für den Klimaschutz.“ Zugleich sei die Verschuldung in seiner Amtszeit von 53 Millionen auf 20 Millionen Euro gesunken – trotz laufender Investitionen.
Unermüdlicher Einsatz für die Zeppelin-Stiftung
Erster Bürgermeister Müller betonte Andreas Brands besonderen Einsatz für die Zeppelin-Stiftung, insbesondere bei der Abwehr der Angriffe von Albrecht von Brandenstein-Zeppelin, die alle gescheitert seien: „Dafür haben Sie jahrelang erfolgreich gekämpft. Für Sie war immer klar, ich zitiere: ‚Graf Zeppelin hat die Stiftung in treuen Händen der Stadt Friedrichshafen zugesprochen – dort wird sie ganz im Sinne des Grafen geführt, dort hat sie ihren Platz und ihre Aufgabe.‘ Lieber Herr Brand, Sie haben einen wesentlichen, einen erheblichen Anteil daran. Dafür danken wir Ihnen ganz besonders. Das bleibt.“
Als Abschiedsgeschenk von der Stadt überreichte Fabian Müller drei Geschenke an Andreas Brand: Einen Geschenkkorb mit Spezialitäten und Genüssen aus der Region, einen Koffer voller Reise-Inspirationen und Gutscheinen sowie ein Kunstwerk der Häfler Künstlerin Waltraud Späth.
Regierungspräsident Klaus Tappeser und Wangener OB Michael Lang
Regierungspräsident Klaus Tappeser überbrachte ebenfalls seinen Dank und Glückwünsche für 32 Jahre im Wahlamt: „Das verdient unseren Respekt. Den Ruhestand hat sich Andreas Brand gemeinsam mit seiner Familie mehr als verdient.“ Für die Oberbürgermeister und Bürgermeister der Region sprach Wangens Oberbürgermeister Michael Lang und hob die „herausragende Lebensleistung in kommunalen Ämtern hervor“. Brand sei einer der erfahrensten Kollegen im Land und habe als OB in Friedrichshafen enorme Verantwortung getragen.
Dr. Achim Brotzer für den Gemeinderat
„Eine große Wegstrecke sind wir gemeinsam gegangen“, blickte Dr. Achim Brotzer zurück. Er sprach stellvertretend für den Gemeinderat und würdigte aus dessen Blickwinkel das Wirken Brands: „OB Brand war fachlich wie menschlich schlicht und einfach eine hervorragende Besetzung.“ Er habe die Kunst der Überzeugung beherrscht und mit Charakter, Leidenschaft und Vernunft geführt. Mit Blick auf das zähe Ringen um die B 31 neu betonte er: „Rückschläge, Stillstand waren ihm Ansporn.“ Mit seiner erfolgreichen Verteidigung der Zeppelin-Stiftung, „einer historischen Leistung“, würde Brand in die Geschichtsschreibung der Stadt eingehen.
Ehrenring für Andreas Brand
Nicht auf dem Programm stand schließlich die Verleihung des Ehrenrings der Stadt Friedrichshafen an Andreas Brand – eine geplante Überraschung: Die Verleihung übernahmen im Namen des Gemeinderats die ehrenamtlichen Stellvertreter des Oberbürgermeisters Bruno Kramer, Angelika Drießen und Matthias Eckmann: „Aufgrund Ihrer großen Verdienste um die Stadt Friedrichshafen und die Zeppelin-Stiftung hat der Gemeinderat der Stadt Friedrichshafen in seiner Sitzung am 30. September 2024 beschlossen, Sie, Herr Brand mit dem Ehrenring der Stadt Friedrichshafen, der zweithöchsten Auszeichnung unserer Stadt nach der Ehrenbürgerwürde, auszuzeichnen“ betonte Bruno Kramer. „Wir danken Ihnen im Namen des Gemeinderats und unserer Stadt für Ihren Einsatz, für Ihr unermüdliches Engagement, für Ihre Energie und Ihre Hartnäckigkeit, für Ihre Zielstrebigkeit – kurz für alles, was Sie für uns geleistet haben.“